„Bildung ist unser Ziel“ lautet das Motto, das sich das Kreisgymnasium Riedlingen anlässlich der Einführung des Leitbildes im Mai 2009 gegeben hat. Im Folgenden sei unser Verständnis von Allgemeinbildung kurz dargestellt.
Das Schulgesetz Baden-Württembergs fasst in § 8 den Bildungsauftrag des Gymnasiums in folgende Worte: „Das Gymnasium vermittelt Schülern mit entsprechenden Begabungen und Bildungsabsichten eine breite und vertiefte Allgemeinbildung, die zur Studierfähigkeit führt. Es fördert insbesondere die Fähigkeiten, theoretische Erkenntnisse nachzuvollziehen, schwierige Sachverhalte geistig zu durchdringen sowie vielschichtige Zusammenhänge zu durchschauen, zu ordnen und verständlich vortragen und darstellen zu können.“
Der erster Leitsatz unseres Leitbildes lautet:
Das Kreisgymnasium Riedlingen ist ein allgemein bildendes Gymnasium.
Der Begriff Allgemeinbildung ist vielschichtig und bedarf deswegen einer kurzen Erläuterung. Keinesfalls verstehen wir Allgemeinbildung - wie heutzutage oft üblich – reduktionistisch als Synonym für „Allgemeinwissen“ und wir verwenden den Begriff auch nicht allein auf einen mehr oder weniger fragwürdigen Bildungskanon bezogen. Vielmehr sehen wir in dem Begriff den Prozess Allgemeinbildung *umschlossen - und damit die Förderung und Entwicklung der menschlichen Personalität in ihrer geistigen, emotionalen, ethischen und ästhetischen Dimension. Es geht um nichts weniger als die Realisierung des allen Menschen Gemeinsamen: um Charakter- und Persönlichkeitsbildung. Das allgemein bildende Gymnasium erzieht durch die Breite, Tiefe und Komplexität der Inhalte und Methoden, der Einstellungen und Werthaltungen zu einer autonomen Persönlichkeit oder bahnt das Werden dieser Persönlichkeit wesensmäßig an, durch den Gebrauch der Vernunft, die das Denken nicht in einem Unterwerfungsakt anderen überlässt. Vernunft führt zur Weltoffenheit und verbindet Menschen unabhängig von ihrer kulturellen oder sozialen Herkunft.
Wilhelm von Humboldt (1767-1835)**
"Soviel Welt wie möglich in die eigene Person zu verwandeln, ist im höheren Sinn des Wortes Leben", sagt Wilhelm von Humboldt, der große Bildungsreformer, der unserer Schulart den Namen gab. Er zählt zur Erziehung die Freiheit, indem der Mensch seine Pflichten freiwillig erfüllt, weil er als vernunftbegabtes Wesen die Einsicht in deren Notwendigkeit erkennt.
Unser 2. Leitsatz lautet:
Ziel unserer Bildungs- und Erziehungsarbeit ist eine Persönlichkeit, die auf Studium, Beruf und das Leben vorbereitet ist.
Bildung ist vor allem Selbstbildung. Es ist unser Ziel, jedem einzelnen Schüler gerecht zu werden. Dazu gehört auch, seine Interessen, seine Lerngeschwindigkeit und sein Lernverhalten zu berücksichtigen. Außerdem soll er in seiner Selbstmotivation gestärkt werden, etwa dadurch, dass er Bildungsinhalte ein Stück weit auch frei wählen und gestalten kann.
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*„Bei dem so genannten „Bildungsbegriff“ geht es also nicht um einen Begriff im traditionellen Sinne des Wortes, den man mit einigen Sätzen nominal- oder realdefinitorisch „feststellen“ kann. Es handelt sich dabei vielmehr um ein eher phänomenologisch erschließbares semantisches Feld: diese Bildungslandschaft erkundet man wie eine neue Naturlandschaft mit unterschiedlichsten Ansichten […], in der man immer wieder neue Eindrücke erhält, die einen beleben und neugierig machen. Gleichwohl entsteht allmählich auch ein Eindruck des Gesamten, der Charakteristik dieser Landschaft, ohne dass diese ihren potentiellen Reichtum an Erfahrungsprovokationen verliert. Dieser Eindruck, dieses Konturen gewinnende Bild, ein Vertrautwerden und eine Beheimatung in der Landschaft, ist die individualisierte und mental wie im eigenen Willensleben habitualisierte „Energetik“, die im Hintergrund auch wirksam ist, wenn es um die Beurteilung von grundlegenden Erziehungsfragen geht.“ Aus: Christian Rittelmeyer, Bildung. Ein pädagogischer Grundbegriff. Stuttgart, 2012, S. 123
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